Johannes Martin Kränzle, in Augsburg geboren, ist besonders durch die intensive musiktheatralische Ausdeutung komplexer Charaktere bekannt geworden und gehört zu den führenden Baritonisten seiner Generation. Zunächst studiert er Violine und Musiktheaterregie, danach Gesang bei Martin Gründler in Frankfurt. Die Opernhäuser Dortmund, Hannover und Frankfurt sind seine Stationen im Festengagement.
Er ist regelmäßig an den großen Opernhäusern zu Gast: an der Metropolitan Opera New York, an der Mailänder Scala, am Royal Opera House London, an der National Opera de Paris, am Teatro Real Madrid, in Zürich und Genf, bei den Salzburger- und Bregenzer Festspielen, beim Glyndebourne- und Luzern- Festival, in Berlin, München, Hamburg, Köln, Stuttgart, in San Francisco, Kairo, Antwerpen, Spoleto, Sofia, Tel Aviv, Tiflis und Tokyo.
Sein Opernrepertoire umfasst inzwischen 120 Partien und reicht von Händel, Rossini, Verdi, Strauss und Lehar bis zu Henze und Rihm. (Dionysos (UA: Salzburger Festspiele 2010)). Schwerpunkte bilden Mozart und Wagner sowie das slawische Repertoire: Tschaikowsky, Rimsky-Korsakoff, Prokofieff, Janacek. Er gestaltet so unterschiedliche Rollen wie Wozzeck, Alberich, Amfortas, Beckmesser, Wolfram, Blaubart, Tomsky, Prus (Die Sache Makropulos), Siskov (Aus einem Totenhaus), Griasnoj (Die Zarenbraut), Bolkonski (Krieg und Frieden), Ford und Sharpless ebenso wie Don Alfonso, Don Giovanni, Conte Almaviva und Papageno, Eisenstein und Danilo. Er arbeitet mit Dirigenten wie Barenboim, Janowsky, Jordan, Jurowsky, Levine, Luisi, Metzmacher, Pappano, Petrenko, Runnicles und Regisseuren wie Brieger, Jones, Kosky, Loy, McVickar, Mouchtar-Samorai, Tscherniakov, und Wieler zusammen.
Regelmäßig widmet sich der Bariton dem Konzertgesang. Er gibt Liederabende u.a. beim Schleswig-Holstein-Festival, Expo 2000 Hannover. Schuberts "Winterreise" führt er szenisch im Kammerspiel Frankfurt auf. Bachs Weihnachtsoratorium in Notre Dame Paris, Bachs Solokantaten in der Dormition Abbey Jerusalem sowie im Dom von Salvador /Bahia in Brasilien, Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen beim Budapester Frühlingsfestival und Brittens War- Requiem beim Vilnius- Festival sind Höhepunkte seiner Konzertlaufbahn. 2018 ist er Baritonist beim Brahms Ein deutsches Requiem beim Maggio Musicale in Florenz (Jeffrey Tate ́s letztes Konzert) und im Concertgebouw Amsterdam unter Bernhard Haitink.
1997 wird er seine Komposition, die Kammeroper DER WURM, beim Kompositionswettbewerb in Berlin ausgezeichnet und uraufgeführt. Der 2016 komponierte Zyklus „Lieder um Liebe“ nach Brechts Liebesgedichten findet zahlreiche Aufführungen.
Er ist Preisträger der internationalen Gesangswettbewerbe von Vercelli (Viotti), Perpignan und Paris (Placido Domingo). Seit dem Gewinn des Primo Grande Premio in Rio de Janeiro 1991 ist er ehrenamtlicher Gastprofessor in Natal/ Brasilien, von 2013- 2018 Gastprofessor an der Kölner Musikhochschule. Der Bariton wird zweimal, 2011 und 2018 „Sänger des Jahres“ bei der renommierten Kritikerumfrage der OPERNWELT. 2011 erhält er den Kölner Opernpreis und 2019 den wichtigsten deutschen Theaterpreis: DER FAUST.
2015 wird bei ihm eine aggressiv fortschreitende Form der Knochenmarkerkrankung MDS diagnostiziert und er muss sich einer Stammzell- Transplantation unterziehen. Sein Bruder Andreas kann sein lebensrettender Spender sein.
Mit großem Erfolg kommt er im September 2016 zurück auf die Bühne in seinem Debüt am Royal Opera House London in Mozarts Cosi fan tutte. Dann folgen Debüts u.a. an der National Opera de Paris (Wozzeck), bei den Bayreuther Festspielen (Die Meistersinger von Nürnberg). als Don Pasquale in Zürich, als Faninal (Rosenkavalier) in München. Bei den Salzburger Festspielen 2020 ist er Don Alfonso in Cosi fan tutte.
Künftige Projekte bringen ihn wieder zu den Festspielen nach Salzburg und Bayreuth. erneut an die Metropolitan Opera New York (Meistersinger, Ariadne) und an die Oper Frankfurt (Frank Martin: Jedermannmonologe in einer szenischen Fassung).
Zahlreiche DVD - und CD- Produktionen dokumentieren seine Sängerkarriere. Drei Solo-Einspielungen mit den Titeln „Die Mitternacht zog näher schon“ (diverse Balladen) und „Grenzen der Menschheit“ (Schubert und Schumann) und eben erst „Das ewige Rätsel“ (Mahler, Martin, Ravel und Jiddische Lieder von R.R. Klein) sind erschienen. Diese CD erhält den Preis der Deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 2018). Sein Liedbegleiter ist Hilko Dumno.
Aktuelle Informationen unter: www.johannesmartinkraenzle.de